Im Yoga spricht man häufig von den so genannten Gunas, die auch als „Geisteshaltungen“ verstanden werden können …

Aber mal von Anfang an …

Im ersten vorchristlichen Jahrtausend beginnt in Indien ein Zeitalter, in dem verschiedene Philosophenschulen entstanden sind. Eine dieser Schulen ist „Sâmkhya“, was soviel bedeutet wie „Überlegung“, „Berechnung“ oder auch „Aufzählung“.

Das hört sich ziemlich nüchtern an, und genau diese Nüchternheit liegt der Weltanschauung von Sâmkhya zugrunde – es gibt in dieser Schule auch keine Vorstellungen von einem Gott oder Schöpfer.

Nach Sâmkhya setzt die Welt sich aus einer Vermischung von Materie (prakriti) und reinem Bewusstsein (purusha) zusammen.

Und die Materie an sich wiederum besteht aus drei Arten von Elementarteilchen – den Gunas:

  • Tamas
  • Rajas
  • Sattva

 

Tamas verleiht uns Masse und Trägheit, Rajas verleiht Energie und Tatendrang und Sattva verleiht Reflektion und Klarheit.

Tamas und Rajas stehen uns selbst oft im Weg …

Die Idee der drei Gunas hat sich bei der Beschreibung von Hindernissen auf dem spirituellen Weg als sehr praktisch erwiesen.

Es wird davon ausgegangen, dass in der menschlichen Psyche immer gerade eines der drei Gunas vorherrscht und meistens wird der Charakter eines Menschen durch ein oder zwei Gunas geprägt.

Wer sich auf einen spirituellen Weg begibt, hat zunächst erstmal erkannt, dass es die drei Gunas überhaupt gibt.

Ich erkläre es auch gerne so:

Wenn Tamas verherrscht, sind wir meist in der Vergangenheit verhaftet. Hängen alten Zeiten nach oder hadern mit Entscheidungen, die wir irgendwann einmal getroffen haben. Oft geht damit eine melancholische oder auch depressive Grundstimmung einher.

Wenn Rajas vorherrscht, dann sind leben wir mehr in der Zukunft. Sind äußerst geschäftig, immer am Tun und am Machen. Wir malen uns gerne aus, was die Zukunft alles bringt. Wenn wir etwas tun, sind wir in Gedanken oft schon wieder beim nächsten Ereignis.

Ziel ist es, irgendwann nicht mehr unter der Herrschaft der zwei Gunas zu stehen und mehr und mehr bei Sattva anzukommen, der Klarheit.

 

Sattva ist die Klarheit – das Hier und Jetzt

Sattva ist die goldene Mitte, das Leben im Hier und Jetzt. Wenn ich jetzt dabei bin, diesen Artikel zu schreiben, dann tue ich mit ganzem Herzen, ohne mir darüber Gedanken zu machen, ob er auch von vielen Menschen gelesen wird. Wenn ich spazieren gehe, dann nehme ich den Moment war – bin voll und ganz auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtet.

Sattva – das ist reines Glück und reine Liebe.

Oft ist das Leben ein Wechselspiel aus tamischen und rajaschen Geisteszuständen und manchmal – oft unmerkt – ist es einfach die Zufriedenheit mit dem, was ist.

Achtsamkeit hilft dabei, um klarer zu werden und reines Glück jenseits vom Habenwollen, jenseits von Begehren und Urteilen zu erlangen.

Ich wünsche uns allen viele sattvische Augenblicke!

Namaste!

Kerstin