wertungWer kennt das nicht: bestimmte Situationen rufen in sekundenschnelle Kritik und Wertungen hervor. Es passiert etwas (ein Kommentar, eine Handlung, eine Begegnung, …) und plötzlich und ohne Vorwarnung meldet sich unser innerer Kritiker und bewertet, was das Zeug hält. Erzählt und erzählt. Der innere Gedankenstrom ruft wiederum mehr oder weniger starke positive oder negative Gefühle hervor, die meist eine Handlung mit sich ziehen. Und im Eifer des Gefechts und gerade dann, wenn die alten Bewertungsmuster wieder auf „Autopilot“ gestellt sind, folgt allzuoft eine (vorschnelle) Handlung.

Das bemerke ich bei mir derzeit wieder häufiger. Selbst wenn ich heute wirklich sagen kann, dass ich viel verstanden haben und auch mit meiner Vergangenheit und alten Verletzungen (weitestgehend) im reinen bin, so ist es alles andere als einfach, nicht sofort wieder in die alten (Be-)Wertungsmuster zu verfallen. Es passiert etwas und es ist so, als würde unbewusst ein Knopf gedrückt und eine alte ausgeleierte Platte abgespielt werden.

Auch wenn ich weiß, dass ich alleine für meine Gedanken und Gefühle verantwortlich bin und entscheiden kann, was ich aus einer Situation mache und was ich darüber denke, so fällt es mir das oft nicht leicht. Warum? Weil die neuen Gedankenmuster eben noch nicht so verinnerlicht sind, dass sie den alten Autopiloten ablösen könnten.

 

Ein simples Beispiel:

Ich wurde von einer entfernten Bekannten vom Reitstall gefragt, ob ich während ihres Urlaubes ihr Pony bewegen könnte. Da ich derzeit nicht oft reite, habe ich zugesagt. Dann stellte sich heraus, dass das Pony ein Ekzemer ist und jeden Tag eine intensive Betreuung braucht.  Zudem stellte ich fest, dass es mir überhaupt keinen Spaß macht, das Pony zu reiten, da es sich nicht gern bewegt und auch aus anderen Gründen so garnicht zu mir passt. Meine Grundstimmung war schon nicht die beste und als ich dann noch vernommen habe, dass ich nur ein „Notnagel“ war und sie eigentlich Angst hat, dass ich das Pony zu „flott“ mache, fühlte ich mich hintergangen. Verletzt. Ich bin hier volle pulle wieder in die Bewertung reingegangen und habe nicht gemerkt, wie mich diese unschönen Energien eingenommen und ich daraufhin auch direkt zum „Gegenangriff“ übergegangen bin.

 

Schluss mit der alten Leier!

Daher habe ich beschlossen, jetzt mal Nägel mit Köpfen zu machen und mich in der nächsten Zeit schneller an das zu erinnern, was ich für meine Realitätgestaltung für wichtig erachte. Dafür ist es wichtig, immer mehr ein Gefühl dafür zu bekommen, wenn sich der alte Autopilot wieder einschaltet und sich dann zu fragen, ob man das wirklich so haben möchte.

Während ich das hier schreibe, hatte ich direkt die Gelegenheit. Ich bekam gerade eine SMS von der Frau, dessen Pferd ich bereite. Wir hatten in letzter Zeit ein paar Diskussionen darüber, was ich für den Beritt zu zahlen haben. Ich glaube, sie war nicht glücklich darüber, dass ich deutlich gemacht habe, dass ich nicht für den Beritt bezahlen werden. Ich schenke ihr gerne meine Zeit und mein Know how, um liebevoll mit ihrem Pferd zu arbeiten. Ich bin zwar kein Profi (die nehmen dafür auch Geld), aber dem Pferd tut es sichtlich gut, nach vorne geritten zu werden und ich sehe das als Win-Win-Situation für alle.

Gerade schrieb sie sehr komisch und wies nochmal darauf hin, dass ich den Sattel nicht zugedeckt hätte – der wäre sehr teuer gewesen … Der erste Gedanke war, ihr zu schreiben, dass ich auf so dummel Gesülze keinen Bock hätte und sie mich mal kreuzweise könnte ( gefühlter Angriff -> Gegenangriff), aber zum Glück sitze ich gerade hier an diesem Bericht. Nein, solche Energie brauche ich nicht. Durchatmen. Loslassen. Und erstmal abwarten. Ich nehme mir zusätzlich vor, in solchen Situationen jetzt mal mindestens eine Stunde mit der Antwort zu warten und in dieser Zeit meine Energie zum Thema umzuschalten und sie wieder hell zu machen. Alles nicht persönlich zu nehmen. Gelingt das nicht, muss die Antwort warten.

Natürlich kann es passieren, dass es manchmal eben nicht passt. Die Wahrnehmungen und Vorstellungen gerade nicht zueinander passen. Dann heißt es, liebevoll und wertfrei loszulassen und den Weg des Herzens weiter zu gehen.

 

Das hört sich alles erstmal leicht an, aber ich weiß, dass ich extrem darauf achten muss, nicht sofort zu agieren. Dafür kann ein „Erinnerer“ – zum Beispiel ein Stein in der Hosentaschen, ein Armband, eine Kette, … – hilfreich sein, der immer wieder den Anstupser gibt, dass die Energie der Aufmerksamkeit folgt! Meine Engelsflügelchen sollen mich einmal mehr daran erinnern …

Ach, und wenn es mal nicht klappt – so what! Dann eben beim nächsten Mal! Ich habe festgestellt, dass die „Nachwehen“, nämlich die Bewertung über das eigene Fehlverhalten, oft schlimmer sind, als mal die Nerven zu verlieren und jemanden den Marsch zu blasen. Auch und besonders bei den Urteilen und Bewertungen uns selbst gegenüber sollten wir sehr achtsam sein. Ich nehme mich jetzt mal feste in den Arm. Der Kritiker hat jetzt Pause und ist hoffentlich bald mal richtig ruhig! Und jetzt etwas Sport um im Fluss zu bleiben. Namaste ihr Lieben!

 

Erinnerungskarte (zum Ausdrucken und Anpinnen!)

 

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Vielleicht hast du Lust mitzumachen. Ich freue mich über Erfahrungsberichte und Tipps!