fank-steffens-teaser2Schon ein Jahr ist es her, dass wir in Irland waren. Püh, wie die Zeit vergeht. Hier nochmal meine Geschichte über Frank, dem „Einsiedlerkrebs“ …

Bei unserer ersten Begegnung fällt mir Frank nicht weiter auf. Er ist eher unscheinbar, freundlich und bescheiden – eben wie ein Ire unter Iren.

Als wir in Tourmakeady ankommen, ist meine Laune nicht gerade die beste. Das Wetter ist mal wieder so lala und überhaupt ist irgendwie alles nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kein Wasser, kein Fernseher, kein Internet.

Frank Steffens, den wir für so eine Art Hausverwalter halten, bleibt die ganz Zeit gelassen. Er prökelt in ein wenig am Brunnen herum, telefoniert mit einem Techniker und erwähnt so ganz nebenbei und in aller Seelenruhe: „Es wird sich für alles eine Lösung finden“.

Bevor ich noch „das will ich doch hoffen“, denken kann, erklärt er, dass er eigentlich mit dem ganzen Haus und der Vermietung nichts zu tun hat. Er wollte lediglich einem guten Bekannten einen Gefallen tun.

In diesem Moment schaue ich nochmal genau: bescheiden, ruhig und überaus freundlich. Ziemlich auffällig und außergewöhnlich!

Schlagartig bessert sich meine Laune und der Fernseher ist mir sowieso wurscht. Nicht, dass ich ihn gebraucht hätte …

In den kommenden Tagen treffen wir ihn noch häufiger, den ausgewanderten Einsiedlerkrebs, den es vor über 12 Jahren nach Irland verschlagen hat. Er bringt uns netterweise immer mal wieder sein Modem vorbei, einfach so. Weil er ein netter Mensch ist.

„Anfang der 90er Jahre habe ich hier häufig Urlaub gemacht und fühlte mich sofort heimisch“, erinnert sich der 45-jährige Gärtner und Landschaftsarchitekt. Nach dem Studium hat er dann seinen Wagen vollgepackt und ist ab auf die grüne Insel. „Vorher hatte ich schon mal ein sechsmonatiges Praktikum in Irland gemacht um zu schauen, wie es so ist, hier wirklich zu leben“, erzählt er. Es passt. Immer noch. Seinen Entschluss hat Frank nie bereut.

Wer vorhat, nach Irland auszuwandern, der sollte die Einsamkeit nicht scheuen. Auch nach 12 Jahren sind es eher gute Bekanntschaften statt tiefe Freundschaften, die Frank hier mit den Menschen – abgesehen von seiner Lebenspartnerin – pflegt. „Viele Iren sind einfach Einsiedlerkrebse“, stellt Frank immer wieder fest, „Sie sind zwar immer richtig freundlich, aber es ist schwer, echten und intensiven Kontakt zu den Menschen hier zu bekommen.  Wer nicht gerne mit sich alleine ist, der wird hier in Irland auf Dauer wahrscheinlich nicht glücklich werden.“ Ob er denn glücklich sei, will ich wissen. „Unbedingt!“ kommt es fest und klar aus seinem Mund und die Auge blicken glänzend über das wunderschöne Areal mit Blick auf den See „Lough Mask“, das er hier in Tourmakeady als Chefgärtner betreut. Das parkähnliche Grundstück gehört einem Iren, der mit seiner Pilzzucht mittlerweile Millionen verdienst. Während Frank hier quasi zu Hause ist, nutzen die Besitzer ihr Anwesen nur für gelegentliche Events mit Freunden und Geschäftspartnern.

frank-steffens-2Hier, in „seinem“ Garten ist Frank in seinem Element. Er weiß, wo jede Pflanze ihren Platz hat und was sie braucht, um optimal zu gedeihen. „Es fällt tagtäglich unglaublich viel Arbeit an und selbst am Wochenende schaue ich hier nach dem Rechten, aber ich mache das einfach gerne“, so Frank, der bei der Gestaltung der Beete und beim Anpflanzen von Kräutern und Gemüse auch freie Hand hat. Das macht die Arbeit für ihn nochmal interessanter.

Auch wenn er die Iren und ihre Gelassenheit sehr liebt und schätzt, „manchmal nervt es schon, die Verantwortung für alles zu haben. Denn das sehen viele Iren einfach anders“, sagt Frank und ich meine, dass er in diesem Moment ein klitzekleinesbisschen an Gelassenheit verliert. „Ich muss meinen Leuten hier oft alles doppelt und dreifach erklären und selbst dann klappt vieles nicht. Das stellt meine Gelassenheit dann immer wieder auf die Probe – in puncto Zuverlässigkeit und Fleiß kann ich einfach nicht aus meiner Haut.“

Dann heißt es einmal mehr tef durchatmen und das kann man an einem Ort wie Tourmakeady und einem Arbeitsplatz, wie Frank ihn hat, wirklich gut. Natur und frische Luft pur – einfach herrlich. Denn genau das ist es, was den Naturliebhaber hier in Irland aufblühen und gedeihen lässt, komme was wolle …