Und immer wieder poppt die Frage auf: folge ich meinem Herzen oder gehe ich doch lieber „auf Nummer sicher …“

Das erste Drittel des Weiterbildungsmarathon 2019 ist geschafft und hat mich geschafft. Neun Tage im Ashram und der Tag begann früh. Sehr früh. Normalerweise um kurz vor 6.00 Uhr (schon nicht so meine Zeit), aber da wir zwei besonders frühe Vögel im Zimmer hatten, die sich freiwillig zum Karmayoga um 5.15 Uhr gemeldet haben, war die Nacht spätestens um 5 Uhr zuende. Eigenlich auch egal, da ich eh nicht schlafen konnte. Es folgten zwei Stunden mit Pranayama, Meditation und Kirtansingen, die ich aufgrund des Schlafdefizits nur am Rande mitbekommen habe.

Mit Vorträgen, Hatha-Yogastunden, Meditationen, Kirtansingen, tollen Gesprächen mit wunderbaren Menschen, leckerem Essen, Spaziergängen in wundervoller Natur und einigen Powernaps endete der Tag um ca. 22.00 Uhr. Die Nacht habe ich mal im Auto, mal im Hanuman-Seminarraum und mal im Achtbettzimmer verbraucht – wo auch immer: ich habe keinen bzw. sehr wenig Schlaf gefunden. Ich bin einfach kein früher Vogel und über Tage so früh aufstehen zu müssen, hat wahrscheinlich innerlich für einen großen Druck gesorgt, so dass an Schlaf garnicht mehr zu denken war …

Und dann habe ich ja auch zum ersten Mal so richtig intensiv HathaYoga praktiziert. Und festgestellt: diese überwiegend statische Yogaart mit immer ähnlichen Abläufen ist nicht meins. Toll, dass es unzählige Interpretationen von Yoga gibt. Gut so. Weniger gut ist, dass nur eine einzige Interpretation davon bei den Krankenkassen als Präventionsmaßnahme anerkannt wird. Völlig egal, ob andere Interpretationen vielleicht genau so gut sind – was davon abgesehen auch immer ganz individuell ist.

Und diese eine Art ist einfach nicht meine.

Nicht, dass ich Hatha Yoga nicht unterrichten könnte – das ist kein Thema. Aber das überwiegend statische – so habe ich es jetzt erfahren – passt einfach nicht zu mir. Ich fühle mich damit in einen zu kleinen Anzug gepresst, der mich einfach nur einengt und mir die Luft zum Atmen nimmt. Ich fühle mich mit all diesen Auflagen und Einschränkungen einfach nicht frei.

Hm. Deutschland ist aber nunmal ein Land, indem so ein Stück Papier viel zählt. Und unwissende Kunden denken, diese Zertifizierung sei ein Qualitätsmerkmal – abgesehen davon, dass man bei einem solchen Kurs auch noch Geld spart! Und da wird der eine oder die andere doch gerne mal etwas schwäbisch … 😉

Und so stehe ich mal wieder mal vor der Frage: ziehe ich das einfach durch, um trotzdem die Zertifizierung zu bekommen und damit meine Chancen, dauerhaft als Yogalehrerin überleben zu können, zu erhöhen oder scheiß ich da einfach drauf und rocke es so – eben weiterhin auf meine ganz eigene Weise?

Ich habe mich vier Jahre lang vehement gegen diese für mich völlig schwachsinnige Regelung „gewährt“ und mir dann doch überlegt: „Augen zu und irgendwie durch.“ Wer weiß, wofür es gut ist. Aber jetzt frage ich mich erneut, ob sich dieser finanzielle, zeitliche und unglaublich nervenaufreibende Aufwand wirklich lohnt?

Dieses ganze Verfahren sagt im Grunde rein garnichts über die Qualität des Yogaunterrichts aus und ich frage mich immer wieder, warum wird sowas überhaupt gemacht? Wer hat sich ausgedacht, dass „HathaYoga“ mehr zu Regeneration beiträgt als andere Yogaformen? Und ist nicht überall irgendwie „Hatha“ drin? Wer hat sich ausgedacht, dass es wichtig ist, auf dem Papier so und soviele Ausbildungsstunden von einem Anbieter nachgewiesen zu bekommen? Warum zählen Workshops und sonstige Weiterbildungen nicht? Wer meint, das jemand mit pädagogischem/therapeutischen Grundberuf besser unterrichtet als jemand mit einem anderen Grundberuf?

Ja, das kommt auch noch hinzu: meine bislang weit über 2000 Unterrichtsstunden zählen nicht. Erst dann, wenn ich auf dem Papier 500h+ HathaYoga von einer Organisation zertifinziert bekomme, zählen die Unterrichtsstunden für die ZPP, also die Zentrale Prüfstelle Prävention. Ich habe jetzt vier Jahre lang quasi in Vollzeit Yoga unterrichtet, aber diese Zeit wird komplett ignoriert.

Und wenn dann alles beisammen ist, müssen ja auch noch Stundenkonzepte eingereicht werden. Auch hier soll sich die ZPP wohl extremst pingelig zeigen.

Und dann höre ich immer wieder, dass am Ende eh keiner kontrolliert, was genau in den Stunden gemacht wird. Also eine teure Beschäftigungstherapie für alle, die finanziell und zeitlich eh schon aus dem letzten Loch pfeifen? Das macht das Verfahren nochmals skurriler. Das ist also das deutsche Yoga-Qualitätssiegel?

Ja, es ist richtig, auf Qualität zu achten, das finde ich auch! Aber diese Qualität sollte vor Ort geprüft werden und nicht anhand eines Stück Papiers, das so überflüssig und aussagekräftig ist wie ein Kropf.

Die Sache mit der ZPP … – eine einzige Farce.

So. Ich habe fertig und überleg´s mir noch ;-).

 

Bis bald und Namasté!